Cannabiskontrollgesetz: gesundheitliche Risiken nicht bagatellisieren
vom Montag, 14. März 2016Fachgebiet: Neurologie, Sonstige
Am kommenden Donnerstag diskutiert der Gesundheitsausschuss des Bundestages in einer öffentlichen Anhörung den Entwurf eines Cannabiskontrollgesetzes der Grünen Fraktion. Mit dem Gesetz sollen Erwachsene Cannabis legal erwerben und konsumieren dürfen. Gleichzeitig setzt der Entwurf auf Jugendschutz und Suchtprävention. Aus Sicht der DGPPN müssen die gesundheitlichen Risiken des Cannabiskonsums in der Legalisierungsdebatte unbedingt im Vordergrund stehen. Sie fordert deshalb in einem Positionspapier, den medizinisch-wissenschaftlichen Fakten Rechnung zu tragen.
Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Substanz in Deutschland. Unter den Erwachsenen konsumieren rund 4,5 Prozent innerhalb eines Jahres Cannabis, unter den Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren sind es 4,6 Prozent. Rund 3,7 Prozent der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren weisen sogar einen regelmäßigen Konsum auf. „Die breite Akzeptanz des Cannabisgebrauchs darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Cannabis ist heute der häufigste Grund für eine erstmalige Drogentherapie. Jeder zehnte Cannabiskonsument entwickelt eine behandlungsbedürftige Abhängigkeitserkrankung“, warnt Professor Ursula Havemann-Reinecke, Leiterin des DGPPN-Fachreferates für Suchtpsychiatrie.
Zu den akuten Beschwerden infolge von Cannabiskonsum gehören zum Beispiel Herzrasen, Übelkeit, eine gestörte motorische Koordination sowie Aufmerksamkeits- und Konzentrationseinbußen. „Längerfristig kann Cannabis nicht nur abhängig machen, sondern auch andere psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder Psychosen auslösen. Die biologischen Ursachen dieser Wirkungen sind klinisch noch nicht abschließend aufgeklärt“, so Professor Ursula Havemann-Reinecke. Darüber hinaus ist der Cannabisgebrauch auch häufig mit dem Konsum von anderen gesundheitlichen Substanzen wie Alkohol oder Tabak verbunden. Bei den Konsumenten müssen also auch alkohol- und tabakspezifische Folgeerkrankungen erwartet werden.
Die DGPPN fordert deshalb in ihrem Positionspapier, die gesundheitlichen Risiken des Cannabiskonsums ernst zu nehmen. „Es ist nicht primär die Aufgabe von uns Ärzten, den strafrechtlichen Umgang mit Cannabis zu bewerten. Die Legalisierung des Erwerbs und Konsums ist eine gesellschaftliche Frage, die politisch entschieden werden muss. Fakt ist aber, dass Cannabiskonsum körperliche und psychischen Folgestörungen verursachen kann, welche die Politik nicht bagatellisieren darf. Wer über eine Legalisierung nachdenkt, muss gleichzeitig auch nachhaltige Präventionsmaßnahmen treffen und die notwendigen Strukturen für die Erforschung, Therapie und Prävention von cannabisbezogenen Erkrankungen schaffen“, fordert DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth. Zentral ist aus Sicht der Fachgesellschaft die Frage, wie eine Legalisierung von Cannabis mit einem effektiven Jugendschutz vereinbar ist.
Pressemeldung vom 11. März 2016, www.dgppn.de/presse/pressemitteilungen
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