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Gegen die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in den Medien – Aktionsbündnis Seelische Gesundheit legt Abschlussbericht vor

vom Montag, 14. März 2016
Fachgebiet: Sonstige

In einem mehrteiligen Medienprojekt zur Förderung der Aufklärung über psychische Erkrankungen im Bereich der Medien und des Journalismus, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit, hat das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit mit verschiedenen Interventionen untersucht, wie die Voraussetzungen für eine nicht diskriminierende und nicht stigmatisierende Berichterstattung über Menschen mit psychischen Erkrankungen zu verbessern sind. Die Ergebnisse liegen nun in einem Abschlussbericht vor und verdeutlichen, dass sich durch Schulung, Begegnung und Aufklärung die Medienschaffenden zu einer Vermeidung von stigmatisierenden Mediendarstellungen gewinnen lassen.

Dazu wurden mit Journalisten und Drehbuchautoren eintägige Workshops durchgeführt, in deren Zentrum der Austausch der Medienleute mit Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten stand. Mittels Prä- / Postvergleich fand man in den Pilotschulungen mit 114 Teilnehmern heraus, dass die Wahrnehmung und die subjektiv empfundenen Handlungsmöglichkeiten der Journalisten und Drehbuchautoren, Stigmatisierung zu vermeiden, nach den Schulungen signifikant anstiegen.

Mit einem begleitenden Pressedienst wurden die Redaktionen kontinuierlich mit Informationen über Krankheitsbilder, Behandlungsmöglichkeiten und das Selbstverständnis psychisch kranker Menschen versorgt. Die Auswertung zeigte, dass vor allem Beiträge zu Krankheitsrisiken, denen weite Teile der Bevölkerung ausgesetzt sind, wie z.B. Stress am Arbeitsplatz, Leben in der Großstadt oder moderne Süchte, in den Redaktionen aufgegriffen wurden, aber auch das Thema Inklusion und Teilhabe der Betroffenen an der Gesellschaft für eine ausgewogenere Berichterstattung platziert werden konnte.

In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK) und dem Bundesverband der Psychiatrie Erfahrenen (BPE) wurden zudem mit unterschiedlichen Schulungen die Medienkompetenz in der Selbsthilfe gestärkt sowie ein autobiografisches Peer Interview Projekt (Open Face) zur Veröffentlichung persönlicher Erfahrungsberichte von Betroffenen initiiert. Mit dem Ziel, die Potentiale der Selbsthilfeorganisationen zu fördern und sie auf die Zusammenarbeit mit den Medien vorzubereiten. Die Trainings zu verschiedenen Techniken der Medienarbeit wie Interview, Bürgerfunk, Veranstaltungsmanagement und Öffentlichkeitsarbeit stießen bei den Teilnehmenden auf großes Interesse und führten nachweislich zu mehr Selbstkompetenz und auch zur Verbesserung der Selbstfürsorge. Doch mit der eigenen Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen und sich als Medienkontakt zur Verfügung zu stellen, scheuen noch viele Betroffene. Das belegen die Ergebnisse des Open-Face-Projektes, in dem 62 Interviews zur Lebensgeschichte durchgeführt wurden.

„Eine stigmatisierende Berichterstattung aus Unwissenheit, mangelnder Zeit, aber vielleicht auch, um die Sensationslust der Leser zu befriedigen, trägt maßgeblich zur Aufrechterhaltung diskriminierender Ansichten und Verhaltensweisen bei – mit der Folge, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden: Sie werden ungerechtfertigt als gefährlich, unberechenbar oder willensschwach wahrgenommen und gemieden, verlieren Freunde, finden keinen Arbeitsplatz oder werden vom sozialen Leben ausgeschlossen. Dies gilt es zu verhindern und durch Schulung, Aufklärung und Begegnung für eine ausgewogene Berichterstattung zu sorgen“, beschreibt Prof. med. Wolfgang Gaebel, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit, das Anliegen des Projektes.

Pressemeldung vom 14. März 2016, Aktionsbündnis Seelische Gesundheit

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